Aber es geht doch tatsächlich noch schlimmer, viel schlimmer!
Sonntag, World Ranking Event, Langdistanz, ÖSTM, Obernberger See, Tirol. 10,9km mit 520hm.
Posten 1, eine lange Route. Ich sehe die Route rechts am See entlang und entscheide mich diese zu laufen. 15hm tiefer denke ich mir, es kann ja wohl nicht sein dass die offensichtlichste Route auch die Schnellste ist und klettere wieder zurück auf den Weg und nehme die Umlaufroute ganz rechts. Leider habe ich diese Route nicht zu Ende gedacht - ich steche nämlich nicht auf der Höhe zum Posten sondern muss 65hm steigen (+20hm unterwegs). Die wirklich schnellste Route war dann links um den See herum und bis kurz vor dem Posten nur Forststraße laufen - meine Disziplin und ich sehe die Route nicht :-) 4min dahin und jetzt kommt erst der katastrophale Mitteldistanzteil.
Kurzer Exkurs: es wäre schön wenn man in Zukunft annähernd Gelände und Disziplin aufeinander abstimmt. Heute wären die Posten 1-26 ein Wahnsinns-Mitteldistanz-Gelände gewesen - dummerweise ging es um die ÖSTM Langdistanz, mit langen Routenwahlen und weniger feinorientieren... Exkurs Ende.
Zum 2. zittere ich mich durch die Latschen um zum 3. 30sec zu verlieren. Unterhalb der Hangstufe wäre deutlich schneller. Po4 kann ich bis heute nicht nachvollziehen, nach 2'30 Suchaktion stolpere ich daran vorbei :-) Zum 5. ist eine deutliche Steigerung zu erkennen - nur 30sec. Zum 6. Posten laufe ich leider zu weit und kann mich erst beim Doppelgraben deutlich hinter dem Posten auffangen. Dadurch sind weitere 2min dahin. Aber zum Glück gehts zum 7. nur über die Wiese, endlich wieder laufen. Und siehe da, die Beine sind frisch und ich laufe am Posten vorbei. Eine weitere Minute - und wieder drängt sich der Gedanke auf: "spielt das noch eine Rolle?"... Zum 8. endlich eine sauber ausgeführte Route und siehe da, die Zeit ist auf einmal auch wieder in Ordnung. Nach einer Zitterpartie zum 9. (Wurzelstock, stopp, große Steine, stopp, nochmal große Steine, stopp, Posten?, stopp, Posten!).
Zum 10. lasse ich mich auf den Weg hinunter fallen um dann zum Getränkeposten zu laufen - Fehlanzeige, es gibt nichts zu trinken. Leider ausverkauft. "Kein Problem, sind erst 45min Wettkampf und sooo warm ist es nun auch wieder nicht. Versteh ja selbst nicht wieso ich soviel schwitzen muss". Psychisch schwer angeschlagen (ja so ist das wenn es bei einem Verpflegsposten nichts zu trinken gibt) absolviere ich den Schmetterling und verliere bei jedem Posten Zeit - auch ohne Fehler! Die Fehler zum 12. (30sec), 16. (30sec), 17. (15sec) und 18. (1'15) deuten nur darauf hin dass ich über die Mitteldistanz so schnell nichts gewinnen werde :-)
Zum 20. muss mich wohl mein Wassermangel direkt zum See geleitet haben, gekostet hat es mich weitere 1'20. Zum 21. lese ich nicht die Postenbeschreibung und stapfe so sehr nah am Posten vorbei um nach 1'30 am gleichen Platz (aber mit gelesener Postenbeschreibung) den Posten zu stempeln. Und dann, endlich, was für ein Gefühl, Freude, Extase - WASSER! Nach fast 80min endlich Flüssigkeit. Das Wasser geht runter wie Öl - herrlich. Derart gestärkt sind die Posten 22-26 eine Expresstrecke. Gemeinsam mit Tobi G. gehts zum 27. links über den Start. Dort wird gerade abgebaut und auf die Frage ob es noch Wasser gibt heißt es nur, jaja, unten in der Kurve. Dort gibt es aber außer einer Menge leerer Becher kein Wasser. Auch keinen dazugehörigen Kanister (war wohl gerade im Auto unterwegs...). Und dann nimmt der Fehler ungeahnten Ausmaßes seinen Lauf. Zuerst nehme ich den rechten statt dem linken Korridor. Danach steige ich auch im Wald viel zu hoch, erkenne nach dem Zaun nichts, auch keinen Weg ober- oder unterhalb von mir und laufe quer weiter. Bei einer Futterkrippe bleibe ich stehen und schaue auf die Karte, schaue länger auf die Karte, aber selbst nach einer gefühlten Ewigkeit kann ich keine Futterkrippe auf meiner Route ausfindig machen. Kurz oberhalb vom 27. bleibe ich wieder stehen und höre lautes Rauschen. Ich kann absolut nicht mehr sagen wo ich bin und starte das Back-up-Programm. Rauf bis zu einem Weg. Dort gibt es einen Bach mit viel Wasser von oben kommend. "Wo gibt es einen Bach der einen Weg quert? Unterhalb vom 28er kann ich nicht sein, aber vielleicht nördlich bei dem kleinen Zaun?" Ich entscheide mich nach Süden zu laufen um mich am Weg aufzufangen, was mir bei der Kreuzung auch gelingt. Also wieder zurück zum gleichen Punkt von vorhin und von dort zum Posten. In Summe sind 9 (in Worten: NEUN) Minuten verloren - obwohl ich Tobi beim Start schon 1min distanziert habe, stempelt er den Posten 6,5min vor mir...
Optimal: linker Korridor, leicht steigend zum Zaun, danach kann der Weg nur oberhalb sein, diesen vor bis zur kleinen Hütte, zum Posten raufsteigen. So einfach könnte es sein...
Etwas demotiviert laufe ich zum 28. zu tief (45sec). Zum 31er noch einmal 20sec, dann endlich ins Ziel.
Fix und fertig, körperlich unglaublich mies gefühlt, aber irgendwie nicht kaputt. Nach genauerem Auswerten die Ernüchterung: 26min Fehler - ich glaube das hatte ich noch nie. Und damit meine ich jetzt wirklich noch nie! Physisch sind wieder 1.100 Punkte drinnen, geworden sind es dann knapp über 800 - es geht also tatsächlich noch schlimmer...
Jetzt braucht mein Kopf einmal eine Auszeit, nächste Woche stehen 2 Wochen Sommerurlaub auf dem Programm. Faulenzen, nichts tun, Seele baumeln lassen. Und dann kann es im Herbst nur besser werden :-)